10.07.2024, 10:27
Wohnbau-Großprojekt in Amras bereitet den Bürgern weiter Sorgen. Bauwerber sieht „schönen Kompromiss“ in bereits reduzierten Plänen, Bürgermeister viele offene Fragen.
Innsbruck – Für viele BürgerInnen in Amras bleibt es Thema Nummer eins – das Wohnbau-Großprojekt von Pema und UBM auf einem bislang landwirtschaftlich genutzten 8000-m²-Areal zwischen Südring und Gerhart-Hauptmann-Straße. Die Initiative „Lebenswertes Amras“ hat dazu nun eine Petition mit 611 Unterschriften an BM Johannes Anzengruber („JA – Jetzt Innsbruck“) übergeben.
Die zentralen Forderungen der Anrainer sind klar: Sie wollen eine „maßvolle Bebauung“ und damit „deutliche Redimensionierung“ des Projekts, das nach aktuellem Stand ca. 140 frei finanzierte Wohnungen in sechs Baukörpern (Holzbauweise) vorsieht.
Angst um Lebensqualität
Die Bauwerber würden sich derzeit „ausschließlich an den höchsten und dichtesten Bestandsbauten aus den 60er-Jahren orientieren“, die nach heutigen Maßstäben so gar nicht mehr möglich wären, sagt Anrainer Harald Jabinger. Referenzpunkte sollten aus Anrainersicht aber die niedrigeren Bestandsgebäude und laufenden Projekte im Umfeld sein, die alle eine „maßvolle Dichte und Höhe“ hätten.
Die Initiative argumentiert, dass der Bedarf an einem so großen Wohnprojekt fehle, zumal der Leerstand in Innsbruck schon jetzt enorm sei.
Zugleich sei bei 32 angrenzenden Wohnungen im Osten eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität und Wertminderung zu erwarten, wenn das Projekt in der geplanten Höhe (E+4 Geschoße) und Dichte komme, sagt Jabinger, der selbst in einer dieser Wohnungen lebt. „Sonne bekommen wir ausschließlich von Westen“, gibt er zu bedenken.„Verträglich“ wäre für die Initiative ca. E+2 bei offenerer Bauweise. „Auch 70 bis 90 Wohnungen wären für Amras noch sehr viel“, meint Jabinger.
Die Bürgerinitiative sieht die Politik am Zug, für die nötige einheitliche Widmung brauche der Bauwerber schließlich die Stadt. Zugleich pochen die Anrainer auf das Wahlversprechen diverser Fraktionen, den Durchzugsverkehr aus den Wohngebieten zu verbannen, statt die Verkehrsbelastung weiter zu erhöhen.
Gerhard Schöffthaler von der UBM Development GmbH betont hingegen, dass man das Wohnbauvorhaben gegenüber dem Erstprojekt bereits um 21 % reduziert habe (sechs statt sieben Baukörper, ein Geschoß weniger). „Wir sind hier weit unter den Möglichkeiten der Tiroler Bauordnung, bauen gegenüber Bestandsgebäuden in der Umgebung niedriger und weniger dicht.“ Er sieht einen „schönen Kompromiss“. Nun warte man auf die „finale Abstimmung“ mit der neuen Stadtregierung, dem neuen Bürgermeister und Bauausschuss.
„Das wird ein schönes Projekt in Holzbauweise“, bilanziert Schöffthaler. Die Grünräume sollen wie eine Parklandschaft gestaltet werden, es werde zudem „öffentlichen Mehrwert“ geben, dies sei noch Verhandlungssache.
„In Einklang mit Petition“
Für BM Anzengruber sind allerdings „viele Dinge noch offen“. Die Stadtregierung sehe sich im Einklang mit der Petition der Anrainer, deren Anliegen man sehr ernst nehme. Sobald ein konkretes Projekt vorliege, „werden wir und das sehr genau anschauen und sachlich abarbeiten“. Tiroler Bauordnung und Örtliches Raumordnungskonzept seien der Rahmen, das Projekt solle „nicht über das ÖROKO hinausschießen“, betont Anzengruber. Und: Die Stadtregierung bekenne sich zur Anwendung der Vertragsraumordnung im Sinne eines „öffentlichen Mehrwerts“.
Auch was die Auswirkungen des Wohnbau-Großprojekts auf die städtische Infrastruktur von Kindergärten bis Schulen angeht, seien noch viele Fragen zu klären, genauso beim (Durchzugs-)Verkehr: Denn man habe sich ja eine Entlastung der Gerhart-Hauptmann-Straße vorgenommen, bestätigt Anzengruber. (von Michael Domanig)