07.07.2024, 11:56
Am 3. Juli 2024 übergab eine Delegation des Kernteams der Initiative Lebenswertes Amras unsere Petition offiziell an Bürgermeister Johannes Anzengruber. Im Stadtsenatssitzungssaal nahm er die Petition entgegen und versprach, die Behandlung der Petition im Stadtsenat und Gemeinderat in die Wege zu leiten sowie sie an die zuständigen Stellen weiterzuleiten.
Der Bürgermeister nahm sich Zeit, um die Anliegen der 611 Unterstützer*innen – von Anrainern, Nachbarn und kritischen Bürgern – anzuhören. Es entstand ein offener und konstruktiver Dialog rund um die Forderungen der Petition, die Inhalte des Zukunftsvertrages und die neue Philosophie im Stadt- und Gemeinderat. Es war ein Informationsaustausch, der in dieser Phase der Projektentwicklung noch keine konkreten Zusagen oder Entscheidungen zulässt. Der Bürgermeister betonte, dass es ihm wichtig sei, für einen transparenten Prozess und Interessensausgleich zu sorgen. Den bestehenden Dialog beizubehalten, wurde zugesagt.
ZENTRALE FORDERUNGEN VON LEBENSWERTES AMRAS
Eine maßvolle Bebauung der unversiegelten landwirtschaftlichen Fläche „Bauernhof Tschugg“. Dazu ist eine deutliche Redimensionierung des Projektes notwendig. Aktuell orientieren sich die Bauwerber PEMA und UBM ausschließlich am höchsten und dichtest bebauten Umfeld aus den 60-er Jahren. Wir fordern die Orientierung an den niedrigeren Bestandsgebäuden sowie laufenden Projekten im Umkreis mit maßvoller Dichte und Höhe im angrenzenden Süden, Westen und Norden.
Wir fordern die Einhaltung der unteren Grenzen in der Dichtezone 2 (ÖROKO 2.0).
Wir fordern, dass der gültige Bebauungsplan für einen Teil des Grundstücks für das gesamte Projekt als relevant anerkannt wird und als maximaler Maßstab herangezogen wird.
Wir begründen diese Forderungen mit fehlendem Bedarf und schon jetzt sehr hohem Leerstand bei frei finanzierten Wohnungen in Innsbruck.
Ohne diesen Bedarf bedeuten schonende Versiegelung und maßvolle Verdichtung einen sorgsamen Umgang mit Grund und Boden. Verantwortungslos wäre es, den zukünftigen Generationen eine charakterlose, heiße, dunkle, enge und maximal verbaute Gebäudewüste zu hinterlassen.
Unter diesen Voraussetzungen nehmen wir Ämter und Politik in die Pflicht, die Lebensqualität der Anwohner zu schützen und (weil möglich) sogar zu verbessern.
Zur Verbesserung der Lebensqualität fordern wir das Wahlversprechen ein, Durchzugsverkehr aus den Wohngebieten zu verbannen. Mehrere Straßen in Amras leiden sehr unter dem Verkehr von und zur Handelsagglomeration DEZ. Durch geeignete Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung ist es möglich die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage im Norden, Richtung Südring, zu verwirklichen, und nicht in der Gerhart-Hauptmann-Straße eine neue Gefahrenquelle entstehen zu lassen.
Zur Lebensqualität und zum Lebensgefühl in Amras zählt sein Siedlungscharakter, den es zu erhalten gilt. Trotz der Verkehrsbelastung ist Amras ein idyllischer Stadtteil, in dem die Bauernhöfe, Äcker und Obstwiesen nicht nur Zeugen der Vergangenheit sind, sondern grüne Oasen, die das ländliche Flair über die Schutzzone Dorf Amras hinaustragen.
Zu guter Letzt fordern wir die Vorbereitung der sozialen Infrastruktur auf den zu erwartenden Bevölkerungszuwachs, für den Amras nicht vorbereitet ist.
VOM ZUFALL ZUM NORMALFALL
Dieser Fall ist einzigartig. Uns ist nicht bekannt, dass es bisher einer Bürgerinitiative gelungen ist, so frühzeitig in den Prozess einer privaten Projektentwicklung eingebunden zu sein. Bemerkenswert ist, dass wir von Beginn an Dialogbereitschaft erleben – bei den Bauherren, einem Teil der politischen Vertreter ebenso wie bei den Ämtern für Stadt- und Verkehrsplanung.
Leider ist diese Tatsache dem Zufall und einer kleinen Gruppe von engagierten Amraser*innen geschuldet und keinem etablierten Prozess.
Aber, es tut sich was - wir nehmen Veränderung wahr. Von den historisch verantwortlichen Politikern (Liste „Für Innsbruck“ und einige Vertreter der „ÖVP“ sowie „Der Grünen“) sitzen nur noch wenige im Gemeinderat. An Transparenz und Bürgerbeteiligung waren diese Dinosaurier der Stadtpolitik nicht ehrlich interessiert. Mit dem lästigen Wahlvolk gibt es nichts zu diskutieren, solange sich das Projekt in der Planungsphase befindet.
Dass es aber genau dieser Zeitpunkt sein muss, um die Bürger einzubinden, versteht sich von selbst. Denn wenn ein Projektsicherungsvertrag zwischen dem Bauherrn und der Gemeinde steht, ist es zu spät. Wir haben große Hoffnung, dass die neue Stadtregierung das ändert – nicht nur für den Anlassfall „Bauernhof Tschugg“, der zum „Pilotprojekt Holzbau im großmaßstäblichen Wohnungsbau“ werden soll. Nein, für alle zukünftigen Großbauprojekte sollte eine Bürgerbeteiligung zum Standard werden.
Mit freundlichen Grüßen,
i.A. Mag. Harald Jabinger
(für das Kernteam)