12/19/2017, 07:32
Debatte um Kulturberichterstattung im ORF Vorarlberg steht weiterhin im öffentlichen Interesse – keine Äußerung bisher seitens ORF Landesdirektion
In der Aufmerksamkeit ungebrochen sind das Interesse und Engagement einer breiten Öffentlichkeit bezüglich der Änderungen im Kulturprogramm beim ORF Vorarlberg. Mehrere Interessensgemeinschaften von Vorarlberger Kulturschaffenden übten nach der Verlegung der Radio Vorarlberg-Sendung ‚Kultur nach 6’ auf 20 Uhr Kritik am Vorgehen des Landesstudios und initiierten eine öffentliche Veranstaltung Ende November im vorarlberg museum. An der Podiums- und Publikumsdiskussion, bei der sich Kulturschaffende, Landespolitik und ORF Vorarlberg sowie etliche BesucherInnen aus dem Publikum äußerten, nahmen mehr als 300 Interessierte teil.
Die Online-Petition „Für den Erhalt der Kulturredaktion und Kulturberichterstattung im ORF Vorarlberg“ erreichte unlängst das Sammelziel von 2.000 Unterschriften, wird noch bis Februar 2018 fortgeführt und anschließend der ORF Landes- und Generaldirektion sowie dem Stiftungs- und Publikumsrat des ORF übermittelt. Neben den Unterschriften enthält die Petition rund 400 Kommentare, in denen sich engagierte Menschen sowohl für die Einhaltung des Kulturauftrages seitens ORF Vorarlberg als auch für den Wert von Kunst und Kultur für die gesamte Gesellschaft aussprechen.
Kulturpolitische Debatte zum ORF auch im Landtag und Forderung von LH Markus Wallner
Im Zuge der 9. Landtagssitzung am 13. Dezember führten auch die Landtagsabgeordneten der Parteien diesbezüglich eine engagierte Debatte.
Manuela Auer von der SPÖ bezeichnete die mangelnde kulturpolitische Haltung von Landesrat Christian Bernhard während der Diskussion als „unglücklichen Auftritt“ und appellierte: „Hier gibt es eine breite Initiative und hier kann ich meine Meinung zumindest aus kulturpolitischer Sicht wiedergeben. (...) Und ich teile den Appell, es ist ein Tod auf Raten, wenn die Sendung Kultur nach sechs auf diesem Sendeplatz bleibt. Auf alle Fälle muss diese Initiative unterstützt werden.“
Nina Tomaselli von den Grünen stimmte einer öffentlichen Debatte ebenfalls zu. Das, was in einem öffentlich-rechtlichen Sender passiere, dürfe und solle ihrer Meinung nach öffentlich diskutiert werden. „Ich appelliere deshalb an die Verantwortlichen, diese Emotion und Kritik nicht einfach auszublenden. Sie soll ernst genommen werden und die Verantwortlichen sollen sich dem Diskurs nicht verschließen.“
Adi Gross, Clubomann der Grünen bekräftigte die Aussagen Tomasellis. Es sei nur logisch, dass Sendungen, die dem Kulturauftrag des ORF besonders gerecht werden würden, einen guten und attraktiven Sendeplatz erhielten. Gross befürchtet ebenso wie die Kulturschaffenden, dass die auf 20 Uhr verlegte Sendung schließlich mit dem Argument der niedrigen Hörerzahlen eingestellt werden würde. „Das ist eine Katastrophe und ich sag´s ganz klar: ich kann den Schritt des Landesdirektors einfach nicht nachvollziehen.“ Gross forderte Markus Klement auf, „die Verschiebung dieser Sendung nochmals zu überdenken oder bei nächster Gelegenheit doch wieder nach vorne zu verlegen.“
Landeshauptmann Markus Wallner äußerte sich ebenfalls zum Thema und bestätigte die bundesweite Sonderstellung des Landesstudios in der ausführlichen Kulturberichterstattung: „Den Platz, den Künstler und Kulturschaffende im Land bekommen haben und bekommen im öffentlich rechtlichen Rundfunk, das ist schon eine Sache, die ist etwas besonderes. Unterschätzen wir das nicht; in der Gesamtausstrahlung für ein Land, auch für eine Gesellschaft. Das ist ein Stück Freiheit, das wir haben. Wir geben der Kunst den Raum im öffentlichen Rundfunk.“ Gleichzeitig forderte Wallner vom Landesstudio eine Grundhaltung: „Offenheit gegenüber der Kultur, Platz für die Kunst und Kultur im ORF Vorarlberg, der ist uns insgesamt wichtig.“
Kein Terminvorschlag seitens ORF-Landesdirektor Markus Klement
Bei der Podiumsdiskussion am 27. November 2017 im vorarlberg museum, bei der sich Landesdirektor Markus Klement durch ORF-Chefredakteur Gerd Endrich vertreten ließ, brachte die IG- und Netzwerkgruppe Vorarlberg - auf dem Podium vertreten durch Barbara Herold und Wolfgang Mörth und ergänzt durch den Direktor des Jüdischen Museums, Hanno Loewy - ihre Gesprächs- und Kooperationsbereitschaft mit den Verantwortlichen des ORF zum Ausdruck. Bis jetzt erklärte sich Markus Klement nicht dazu bereit, der Gruppe einen konkreten und zeitnahen Termin für ein Treffen zu nennen. Informationen über die Haltung des Landesdirektors in dieser Sache erhielten die Interessensvertreterinnen und -vertreter zahlreicher Vorarlberger Initiativen, Netzwerke und Verbände damit noch nicht.
Weiteres Vorgehen
Das Ziel der Gruppe ist, die Debatte auch weiterhin in einem öffentlichen Rahmen stattfinden zu lassen. In den kommenden Wochen werden dementsprechend Aktionen gesetzt, die der Bewegung für eine angemessene Kulturberichterstattung im ORF Vorarlberg Ausdruck verleihen. Dazu gehört unter and