04/22/2024, 13:07
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Die Initiative Unverblümt hat die Petition bei der EU-Kommission eingereicht und um einen Übergabe-Termin gebeten.
Wir haben nicht einmal eine Bestätigung des Eingangs bekommen. Trotz vieler Telefonate und Emails gibt es keine Stellungnahme der Kommission.
Die Pflanzengesundheitsverordnung ist nach wie vor in Kraft und wird evaluiert. Dort scheint sich nichts zu bewegen.
In der Zwischenzeit arbeiten die EU-Gremien aber fleißig an anderer Stelle am Thema Saatgut und Saatgutweitergabe.
--> Es gibt einen neuen Vorschlag für eine EU-weite einheitliche Saatgutverordnung.
Wir stellen fest: Es schaut gar nicht gut aus. Der freie Saatguttausch und die Existenz von freien Sorten sind akut gefährdet!
So gut wie alle Akteure sinds ich darüber einig, dass die letzten Saatgutressourcen für den freien Markt verfügbar gemacht werden sollen. Saatgutindustrie, Bauernbund, aber auch Biobauern, NGOs, Demeter-Züchter usw. streiten nur mehr darüber, wie das im Detail aussehen soll und wer den größten Anteil am Kuchen bekommt.
Für die Erhaltung der Biodiversität ist das schädlich, denn es fördert die missbräuchliche Aneignung von Sorten und damit die Enteignung derer, die diese Sorten erhalten.
Mit natürlichen Ressourcen ist das so eine Sache. Entweder sie gehören uns allen, dann sprechen wir von Gemeingut. Oder der Staat beansprucht sie für sich, dann sind sie verstaatlicht.
Was gar nicht geht ist, wenn jemand, dem sie nicht gehören, sie Profiteuren zur Verfügung stellt.
Doch genau das beabsichtigt die Kommission derzeit.
Wir bleiben dabei: Das Recht auf Saatgut ist ein Menschenrecht! Ein Menschenrecht ist nicht verhandelbar und keine Ausnahme, sondern die Regel.
Bitte leitet den Appell der Initiative Unverblümt an möglichst viele Freund:innen weiter! Siehe unten bzw. im Anhang oder unter www.archemitzukunft.net/
Wichtige Texte, Fallbeispiele und ein Werkzeug für die praktische Umsetzung im Garten:
Die Unverblümte Sortenfibel 2024, 2. Auflage jetzt bestellen
Mit unverblümten Grüßen,
Florian Walter, Initiative Unverblümt
gemeinsam@archemitzukunft.net
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21.4.2024
Sehr geehrte EU_Abgeordnete!
Vorsicht!
Saat- und Pflanzgutverordnung beruht auf falschen Annahmen!
In der Initiative Unverblümt und dem Verein „Unverblümte Sortenfibel“ haben es sich Menschen zur Aufgabe gemacht, in ihren Gärten und auf ihren Bauernhöfen Kulturpflanzensorten zu erhalten und weiter zu entwickeln. Wir sind selbst als Erhalter und Erhalterinnen einer größeren Palette verschiedener Kulturpflanzensorten aktiv, wir sind Landwirte, Gärtnerinnen und Hausgärtner.
Die EU-Kommission hat einen Entwurf zu einer gemeinsamen Saat- und Pflanzgutregulierung vorgestellt, der Ihnen in den nächsten Tagen zur Abstimmung vorgelegt wird. Trotz unserer vielfältigen Bemühungen enthält er weiterhin einen fundamentalen Denkfehler, eine falsche Annahme:
Die Verordnung ermöglicht eine einseitige Aneignung von „genetischen Ressourcen“ durch Einzelne zur exklusiven Nutzung. Damit unterstellt die Verordnung die Grundannahme, nicht registrierte Sorten gehörten niemand.
• Sogenannte „Genetische Ressourcen“ liegen ja nicht einfach auf der Straße herum. Sie werden von Erhalter:innen gepflegt, vermehrt und weiter entwickelt. Die in der Verordnung vorgesehenen Bestimmungen greifen fundamental in das Recht der Erhalter:innen ein, über die von ihnen über Jahre mühevoll erhaltenen Sorten zu verfügen. Die Aneignung dieser Sorten durch Einzelne kommt legalisierter Bio-Piraterie gleich.
• Die Biodiversitätskonvention verlangt ausdrücklich die Zustimmung der „Gebenden“ (Art. 15.5) und eine einvernehmliche Übereinkunft über die Bedingungen der Weitergabe (Art. 15.4). Dies ist im vorliegenden Verordnungsentwurf nicht vorgesehen.
(...) Die vielen Regionaltypen, Sorten und Herkünfte an Kulturpflanzen, die von den Erhalter:innen gepflegt wurden und werden, repräsentieren den genetischen Schatz der Kulturpflanzen-Biodiversität. Dieser Schatz gehört uns allen, er ist Gemeingut.
Der vorliegende Entwurf (..) würde zur Folge haben, dass viele Erhalter:innen ihre Tätigkeit einstellen – ein unwiederbringlicher Verlust für die Diversität. Die unzähligen Amendments (..) sorgen für ein schier unüberschaubares Wirrwarr, das offensichtlich das Wesentliche aus dem Fokus verloren hat: die Menschen, die sich mit dem Saatgut beschäftigen und die Agro-Biodiversität. Also jene, die keine Lobby und keine wirtschaftlichen Interessen haben, aber von höchstem gesellschaftlichem Interesse sind.
„Man soll nur unterschreiben, was man gelesen und verstanden hat.“
Wir hoffen, sie haben ausreichend Informationen, um die Folgen der Saat- und Pflanzgutverordnung abschätzen zu können. Wenn das nicht der Fall ist, dann bitten wir Sie, stimmen Sie dem vorliegenden Verordnungsentwurf nicht zu!
Mit unverblümten Grüßen
(gekürzt, ganzer Brief www.archemitzukunft.net )