09.07.2024, 11:07
Liebe Interessentinnen, liebe Interessenten, sehr geehrte mit unserem Anliegen befasste Damen und Herren!
Im Oktober 2023 haben wir die Petition "Verträglichere Schulbuszeiten nach Wolkersdorf" gestartet: openpetition.eu/!hqycp
Anlass dazu war, dass zahlreiche Schüler:innen aus der Gemeinde Kreuzstetten zu nachtschlafener Zeit den Linienbus nach Wolkersdorf nehmen müssen, da es sonst keine Möglichkeit gibt, die dortigen Schulen öffentlich zu erreichen. Dem Vernehmen nach war die Situation noch vor wenigen Jahren deutlich besser, bis der regionale und überregionale Sparstift zugeschlagen hat.
Gerechnet haben wir mit erwa 30 Unterstützungserklärungen - nun haben allerdings 128 Familien unterzeichnet, da das Problem nicht nur Kreuzstetten, sondern auch andere auf der Strecke nach Wolkersdorf liegende Gemeinden betrifft. Binnen kurzer Zeit wurde klar, dass wir hier in ein politisches Wespennest getreten sind, das bereits seit einigen Jahren für Unmut sorgt.
Einerseits fehlt ein tatsächlicher Schulbus, den es nach Rücksprache mit den lokal zuständigen Behörden und Ministerien aus budgetären Gründen auch weiterhin nicht geben wird - andererseits beginnt der Unterricht in Wolkersdorf bereits um 7:40 Uhr, obwohl das Schulzeitgesetz 8:00 fordert. Begründet wurde dies seitens der örtlichen sowie der Bezirksschulbehörde zunächst mit dem Argument, dass dies ein in Wolkersdorf historisch gewachsenes Recht sei bzw. es jenen Schüler:Innen, die bereits ab 7:00 zu beaufsichtigen sind, unzumutbar sei, bis 8:00 Uhr zu warten. Es wäre schlicht nicht möglich, an diesen Gegebenheiten zu rütteln. Letzteres stand im eklatanten Widerspruch zum abschließenden Hinweis, dass hinsichtlich eines etwaigen Schulbeginns um 8:00 Uhr ohnehin eine Befragung stattgefunden hätte, sich aber 62% der Eltern dagegen ausgesprochen hätten.
Sich auf historische Privilegien bzw. "Unzumutbarkeiten" auszureden, die sonst den Kindern im ganzen Bezirk zugemutet werden, ist juristisch wenig nachvollziehbar und hat nicht nur bei den betroffenen Familien, sondern auch in fachlich damit befassten Kreisen für Kopfschütteln gesorgt. Dies dürfte auch der Schulbehörde nicht entgangen sein, da fortan Frau HRin Mag.a Dr.in Brigitte Schuckert von der niederösterreichischen Bildungsdirektion mit der weiteren Kommunikation in dieser Angelegenheit betraut wurde.
Nachdem offensichtlich war, dass sich die bisherigen Erklärungen auf juristisch dünnem Eis bewegten, wurde schließlich umgeschwenkt. Zuguterletzt wurde eine Liste mit Abfahrtszeiten aus dem Hut gezaubert, die dokumentierte, dass eine Schulbeginnzeit um 8:00 Uhr für die Schüler:innen einiger Gemeinden aus dem Wolkersdorfer Umland nachmittags eine deutliche Verschlechterung der momentanen Situation mit sich bringen würde.
Das war das erste greifbare Argument. Und wäre es von Anfang an ins Treffen geführt worden, hätten sich die Mitarbeiter:innen vieler Behörden einiges an Arbeit erspart - auch wir. Ob hier von Anfang an mit offenen Karten gespielt wurde oder ursprünglich eine weniger bemühte Intention hinter der pauschalen Ablehnung zur Harmonisierung der Schulbeginnzeiten stand, lässt sich im Nachhinein bestenfalls erahnen. Auf jeden Fall macht die nun offiziell vorgebrachte Begründung, alle weiteren Lösungsansätze hinfällig. Das haben die Familien unserer Gemeinden zu akzeptieren bzw. müssen wir es schlicht zur Kenntnis nehmen.
Was bleibt, ist jedoch der schale Nachgeschmack, dass hier von Anfang an nicht auf Augenhöhe kommuniziert wurde. Verbessert hat sich nichts. Nicht einmal für eine laue Willensbekundung hat es gereicht. Als wir die Petition gestartet haben, war der Tenor zahlreicher Verantwortlicher, es wäre immer schon so gewesen, dass die Schulzeiten in Wolkersdorf vorverlegt waren, und sie selbst hätten es als Kinder auch nicht besser gehabt. Da könnte ja ein jeder daherkommen usw. An diesem Standpunkt scheint sich mancherorts wenig geändert zu haben.
Dieses Thema wird mit einiger Regelmäßigkeit wohl auch in Zukunft wieder aufkochen. Und wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sich sowohl die örtlichen Behörden als auch die Lokalpolitik eine zeitgemäße Strategie überlegen, in der das öffentliche Verkehrskonzept und die Schulzeiten besser aufeinander abgestimmt sind. Das erfordert Konsequenz und Willen. Zuzuschauen, was ein paar Eltern so nebenbei auf die Beine stellen, wird dabei definitiv nicht ausreichen. Gerade deshalb appellieren wir an alle betroffenen, verantwortlichen oder einfach nur bemühten Menschen, nicht damit aufzuhören, sich für verträglichere Schul- und Schulbuszeiten in, nach und von Wolkersdorf einzusetzen. Mehr denn je braucht es frischen Wind, damit sich in dieser Angelegenheit endlich etwas bewegt.
In diesem Sinne verbleibe ich mit Zuversicht im Namen all jener, die sich an dieser Petition beteiligt haben,
Oliver Stummer
Vater aus Neubau-Kreuzstetten