16.10.2021, 06:32
Liebe leidgeprüfte Nordbahnpendler!
Seit fast zwei Jahren versuche ich mit einer großen Anzahl von Unterstützenden die teilweise unerträglichen und existenzgefährdenden Umstände der Pendler mit der Nordbahn zu „entschärfen“.
Durch die 2400 Unterschriften von Betroffenen aus drei Ländern (darunter 30 Bürgermeister aus Österreich, Tschechien und Slowakei) konnten wir doch Druck auf den VOR ausüben. Leider nicht in dem gewünschten Ausmaß. Die größte Wirkung hatte sicherlich Berichte in den Zeitungen. Wir können positive Ergebnisse vorweisen: es gibt beschleunigte Züge, das Zugangebot wurde erweitert, auch das vorzeitige Wenden der Züge in Hohenau wurde eingestellt.
Zum Glück konnten wir Landeshauptfrau Stellvertreter Franz Schnabl und Melanie Erasim (Abgeordnete zum Nationalrat) als Unterstützende gewinnen. Seit unserem Treffen m 25. 8. 21 gibt es weniger Verspätungen und nur vereinzelt Zugausfälle (für die Betroffenen schwierig genug). Für meine Mitarbeiterinnen/ Mitarbeiter und mich bedeutet das, dass wir unsere Sorgen und Probleme in verlässliche Hände (Schnabl-Erasim) übergeben können. Es handelt sich dabei um Volksvertreter, welche die Anliegen der Bevölkerung wahrnehmen und zielstrebig und erfolgreich handeln. Sie werden auch in Zukunft unsere Ansprechpartner bleiben, denn die Gefahr ist immer vorhanden, dass die ÖBB in alte Muster verfallen. Es wurde mir auch unmissver-ständlich mitgeteilt, dass wir immer wieder mit dem vorzeitigen Wenden in Hohenau rechnen müssen, wenn Verspätungen dadurch verhindert würden. Gegen diese Praktiken werden wir auch weiter ankämpfen. Notfalls auch mit einem Behindertenanwalt. Es werden immer wieder Fahrgäste am Bahnsteig in Hohenau zum Aussteigen gezwungen. Behinderte, Mütter mit Kinderwägen und Kleinkindern, Reisende mit Gepäck .. können kaum den Bahnsteig verlassen. Es gibt keinen Aufzug, mangelnde Unterstellmöglichkeiten, kein WC.
Für die Zukunft ist es auch wichtig, dass Unregelmäßigkeiten sofort den Bürgermeistern gemeldet werden und sie dadurch reagieren müssen. Es haben zwar fast alle Bürgermeister die Petition unterschrieben, ein energisches Handeln zum Wohl ihrer Bürger ist nicht bekannt. Politiker haben mehr Möglichkeiten als eine Bürgerinitiative. Eine Ansprechpartnerin beim VOR gab mir folgende Antwort: „Was wollen Sie von uns? Sie schaffen es ja nicht einmal, die Bürgermeister der betroffenen Orte dazu zu bringen, dass sie sich für ihre Pendler einsetzen!“
Bürgermeister haben gewaltigen Einfluss auf die Fahrplangestaltung. Das wurde vor ca. 10 Jahren offensichtlich, als alle schnellen Verbindungen auf Betreiben der Bürgermeister aus Wien nahen Gemeinden eingestellt wurden. Proteste der Ortsvertreter der nördlichsten Gemeinden, deren Pendler ohnehin schon die längsten Fahrzeiten aufweisen, blieben aus. Nach dem Motto: „Wer schweigt, stimmt zu“ wurden alle Regionalexpresszüge ungehindert zu Bummelzügen umgewandelt. Durch gemeinsames, energisches Handeln könnten die Minimalforderungen der Pendler (drei beschleunigte Züge in den Morgenstunden ab Bernhardsthal und ein beschleunigter Zug ab Wien am Nachmittag) verwirklicht werden.
Gerade während des bevorstehenden Ausbaus der Nordbahn wird es vermutlich vermehrt zu Problemen und Fahrzeitverlängerungen kommen. Am meisten gefährdet sind dadurch wieder einmal die Pendler aus dem Norden. Eine wesentliche Hilfe für Reisende aus dem gesamten nordöstlichen Weinviertel und den drei angrenzenden slowakischen Bezirken wäre die Wiedereinführung der Halte der internationalen Züge in Hohenau. Gerade in Zusammenarbeit mit der Slowakei, die ja die größte Anzahl der Bürger im Einzugsbereich vorweisen kann, ist die Umsetzung realistisch. Slowakische Politiker sehen für ihre Bürger durch diese Halte enorme Zeitersparnis nicht nur auf dem Weg nach Wien. Leider überwiegen bei österreichischen Volksvertretern die vermeintlich negativen Auswirkungen. Wir von der Bürgerinitiative sind der Überzeugung, dass der bestehende Verkehr durch diese Halte von der Straße auf die Schiene gelenkt werden könnte. Umweltschutz!! Würden die betroffenen Politiker die vorhandenen Pendlerströme untersuchen, so würden sie wahrscheinlich ihre Meinung schnell ändern.
Durch diese Einstellungen entgeht der gesamten Region ein leichter und problemloser Zugang zu Großstädten. Gerade durch den Ausbau der Nordbahn profitieren nur die internationalen Züge. Für Regionalzüge und deren Pendler heißt es leider: Fahrzeiten bleiben gleich, die internationalen Züge fahren noch schneller und wir haben das Nachsehen. Auch in dieser Angelegenheit setzen wir große Hoffnung auf Melanie Erasim und Franz Schnabl.
Mit freundlichen Grüßen
Elvira Führer