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Fakten statt Falschinformationen: Für einen starken Wissenschaftsjournalismus beim SRF/ SRG!

Petition is addressed to
Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von SRG und SRF sowie die verantwortlichen Politiker:innen in der Schweiz

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  1. Launched 10/02/2025
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  3. Submission on the 10 Mar 2025
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Petition is addressed to: Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von SRG und SRF sowie die verantwortlichen Politiker:innen in der Schweiz

Offener Brief aus der Wissenschaft an SRF

Sehr geehrte Direktion der SRG, sehr geehrte Geschäftsleitung von SRF, sehr geehrte Medien- und Wissenschaftspolitiker:innen

Mit grosser Besorgnis haben wir zur Kenntnis genommen, dass SRF im Bereich des Wissenschaftsjournalismus markante Einsparungen machen will. Die Fachredaktion soll verkleinert werden und eines der wenigen verbliebenen Formate für fundierten Wissenschaftsjournalismus verschwinden, um sich dem angeblichen Nutzungsverhalten des Publikums anzupassen. Wir sind uns bewusst, dass die SRG neuen Medienkonsumgewohnheiten und politischen Rahmenbedingungen Rechnung tragen muss. Doch Klicks und Reichweite sind nicht gleichbedeutend mit Relevanz. In Zeiten grassierender Falschinformationen müsste Wissenschaftsjournalismus gestärkt, auf keinen Fall darf er geschwächt werden.

Reason

  • Wissenschaftsjournalismus ist wichtiger denn je. Unsere Welt wird komplexer: Technologische Innovationen und künstliche Intelligenz, Neuerungen in Medizin und Gesundheitsversorgung, die Alterung der Gesellschaft oder der Klimawandel beeinflussen unser tägliches Leben. Ohne unabhängigen, kritischen und fundierten Wissenschaftsjournalismus fehlt die notwendige Einordnung der rasanten Entwicklungen in Gesellschaft, Wissenschaft und Technik. Komplexität zu reduzieren und damit allgemein verständlich zu machen, braucht Zeit, Ressourcen und Fachwissen. Dies können nur kompetente Wissenschaftsjournalist:innen leisten.
  • Wissenschaftsjournalismus ist eine Kernaufgabe des Service Public. Radio und Fernsehen haben laut Verfassung zur Bildung und zur freien Meinungsbildung beizutragen. Ein essenzieller Pfeiler dieses Dienstes an der Gesellschaft ist eine kompetente Einordung und kritische Überprüfung der Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung. In einer Zeit, in der private Medienhäuser in der Schweiz ihre Berichterstattung über wissenschaftliche Themen reduzieren, trägt SRF eine besondere Verantwortung: Nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann gewährleisten, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht aus ökonomischen Gründen aus der Berichterstattung verschwinden.
  • Wissenschaftsjournalismus ist essenziell für eine funktionierende Demokratie – gerade in der direktdemokratischen Schweiz. Die Schwächung qualitativ hochstehender Wissenschafts-Berichterstattung schafft Raum für Falschinformationen, Verschwörungstheorien und letztlich eine weitere Polarisierung der Gesellschaft. Gesichertes Wissen muss verständlich und kritisch aufbereitet und vielen Menschen zugänglich gemacht werden – nur so kann eine gemeinsame Basis für faktenbasierte Debatten und politische Entscheidungen entstehen. Das Vermitteln von komplexen wissenschaftlichen Themen ist eine Stärke von SRF, die es zu erhalten gilt.

Beim Wissenschaftsjournalismus zu sparen, ist am falschen Ort gespart. Wir bitten Sie, die eigenen journalistischen Stärken wie eine vertiefte Berichterstattung über Wissenschaft, Forschung und Technologie nicht preiszugeben und auf Ihren Entscheid, in diesem Bereich schmerzhafte Einsparungen vorzunehmen, nochmals zurückzukommen.

Die Erstunterzeichnenden (in alphabetischer Reihenfolge)

Prof. Dr. Martin Ackermann, Eawag, ETH Zürich, EPFL
Prof. em. Dr. Kathrin Altwegg, Universität Bern
Prof. Dr. Sebastian Bonhoeffer, ETH Zürich, Collegium Helveticum
Prof. em. Dr. Gerd Folkers, ETH Zürich
Prof. Dr. Matthias Egger, Universität Bern
Prof. Dr. Caspar Hirschi, Universität St. Gallen
Prof. Dr. Emma Hodcroft, Universität Basel, Swiss TPH
Prof. Dr. Karin Ingold, Universität Bern
Prof. em. Dr. Otfried Jarren, Universität Zürich
Prof. Dr. Oskar Jenni, Universität Zürich
Prof. Dr. Reto Knutti, ETH Zürich
Prof. Dr. Katharina Lobinger, USI
Prof. Dr. Alexander Mathis, EPFL
Prof. Dr. Mackenzie Mathis, EPFL
Prof. Dr. Didier Queloz, University of Cambridge, ETH Zürich
Prof. Dr. Mike S. Schäfer, Universität Zürich
Prof. Dr. Sonia I. Seneviratne, ETH Zürich
Prof. Dr. Roland Siegwart, ETH Zürich
Prof. Dr. Tanja Stadler, ETH Zürich
Prof. em Dr. Thomas Stocker, Universität Bern

Für Rückfragen kontaktieren Sie bitte entweder Reto Knutti (reto.knutti@env.ethz.ch) oder Mike Schäfer (m.schaefer@ikmz.uzh.ch).

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Petition details

Petition started: 02/10/2025
Petition ends: 03/12/2025
Region: Switzerland
Topic: Media

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News

  • Herzlichen Dank für die überwältigende Resonanz auf unsere Petition! Mit mehr als 10.000 Unterschriften haben wir nicht gerechnet. Die breite Unterstützung zeigt das Ausmass der Besorgnis vieler wissenschaftsaffiner Menschen über die Einschnitte im Wissenschaftsjournalismus beim SRF.

    Diese Besorgnis haben wir am 10. März 2025 bei SRF vorgebracht: Als Reaktion auf die Petition hat uns SRF zu einem...
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    Herzlichen Dank für die überwältigende Resonanz auf unsere Petition! Mit mehr als 10.000 Unterschriften haben wir nicht gerechnet. Die breite Unterstützung zeigt das Ausmass der Besorgnis vieler wissenschaftsaffiner Menschen über die Einschnitte im Wissenschaftsjournalismus beim SRF.

    Diese Besorgnis haben wir am 10. März 2025 bei SRF vorgebracht: Als Reaktion auf die Petition hat uns SRF zu einem Gespräch eingeladen. Das Gespräch fand zwischen SRF-Direktorin Nathalie Wappler, Mitgliedern der Geschäftsleitung, des Programmbereichs und den verantwortlichen Redaktor:innen sowie einer Delegation der Unterzeichnenden der Petition statt (Ottfried Jarren, UZH; Reto Knutti, ETH Zürich; Mike S. Schäfer, UZH, Franziska Schmid, ETH Zürich).

    Wir haben betont, dass ein starker Wissenschaftsjournalismus zentral für eine zukunftsfähige und innovative Schweiz ist, dass die Vermittlung und Diskussion wissenschaftlichen Wissens die demokratische Debatte stärkt und Bürger:innen informierte Entscheidungen ermöglicht. Wir haben weiter ausgeführt, dass Wissenschaftsjournalismus in unseren Augen ein zentraler Teil des Service Public ist – gerade in Zeiten, in denen wissenschaftsjournalistische Angebote anderer Medienhäuser gekürzt oder gestrichen werden. Und wir haben deutlich gemacht, dass wir SRF als wichtigen Player im medialen Ökosystem in der Verantwortung sehen, fundierten und kritischen Wissenschaftsjournalismus zu gewährleisten.

    SRF-Direktorin Nathalie Wappler verwies auf das sinkende Budget, das neben organisatorischen Anpassungen auch zu schmerzhaften Eingriffen im Angebot führe – darunter die Abschaffung des Wissenschaftsmagazins auf Radio SRF 2 Kultur und ein Stellenabbau in der Wissenschaftsredaktion. Von Seiten SRF verwies man darauf, dass man sich der eigenen Verantwortung als öffentliches Medienhaus bewusst sei. Im Wissenschaftsbereich werde deshalb «nur marginal gekürzt», so Wappler. Man habe auch nach diesen Sparmassnahmen die grösste Wissenschaftsredaktion der Schweiz. Diese bilde ein Kompetenzzentrum für Wissensthemen in Fernsehen, Radio und online (SRF Wissen), dessen Leistungen man erhalten wolle.

    Aktuelle Situation und künftige Perspektiven wurden kontrovers, aber konstruktiv diskutiert. Wir haben betont, dass qualitativ hochstehender Wissenschaftsjournalismus ein Alleinstellungsmerkmal von SRF sein müsse, während Service-News mit wissenschaftlichem Charakter auch von kommerziellen Medien produziert werden. Der Wissenschaftsjournalismus sei der falsche Ort für Kürzungen, weil es in diesem Bereich – man denke an Pandemie oder Klimawandel – existenziell um Menschenleben gehe. Wir haben schliesslich unterstrichen, dass wir eine einseitige Orientierung an Nutzungszahlen nicht akzeptabel finden und dass Wissenschaftsjournalismus auch in Primetime-Sendungen Eingang finden muss, um auch wissenschaftsferne Bürger:innen zu erreichen.

    Thematisiert wurde auch der gesellschafts- und medienpolitische Kontext, der die Arbeit von SRF aktuell erschwert. Dazu gehören die angespannte Finanzlage und Kürzungszwänge. Die Konzession verlangt von der SRG Angebote zu Bildung und Wissen. Diesen Auftrag gilt es zu erfüllen. Dafür braucht SRF Planungssicherheit und die nötigen Ressourcen. Hier ist die Konzessionsbehörde in der Pflicht. Sie darf den Prozess zur Erneuerung der Konzession nicht weiter verzögern. Zudem muss über den konkreten Leistungsauftrag gesellschaftlich und politisch debattiert werden. Wir werden uns in diese Debatte einbringen, damit die SRG eine neue Konzession und die Ressourcen für hochwertigen und differenzierten Wissenschaftsjournalismus auf allen Verbreitungskanälen erhält.

    Ergebnis des Gesprächs war, dass SRF vom Grundsatzentscheid, das Wissenschaftsmagazin zu streichen, nicht abrücken will. Allerdings sollen die wissenschaftsjournalistischen Kompetenzen innerhalb von SRF weiterhin in unterschiedlichste Sendeformate wie «Einstein», Onlineartikel oder Primetime-News von Radio und Fernsehen einfliessen. Die Zusammenarbeit im Hause mit dem Kompetenzzentrum SRF Wissen soll ausgebaut und verstärkt werden. Zudem solle es bis 2029, wenn die neue Konzession in Kraft tritt, keine weiteren Kürzungen im Wissenschaftsbereich geben – sofern es keine weiteren Sparrunden auf nationaler Ebene gibt und die Halbierungsinitiative abgelehnt wird.

    Beide Seiten waren sich einig, weiterhin im Austausch zu bleiben. Wir haben betont, dass wir Leistung und Angebot von SRF durchaus schätzen und bereit sind, Hand zu bieten: etwa bei Bemühungen, eine kompetente Wissenschaftsberichterstattung in Breite und Tiefe in einer neuen SRG-Konzession zu verankern oder bei der Abwehr weiterer Sparbemühungen. Eine starke Wissenschaftsredaktion und vertiefende Gefässe für ihre Themen sind zentral für eine informierte Gesellschaft.

Es ist eine Binse, dass Wissenschaftsjournalismus unverzichtbar ist. Es ist eine Frage des Organisierens, wie die wissenschaftsjournalistische Perspektive das Publikum dort erreicht, wo es ist. Bevor nicht klar ist, wie das bei SRF innovativ gelingen soll, ist es unklug, den Ort der wissenschaftsjournalistischen Beobachtung und Reflexion in der Hoffnung abzubauen, die wissenschaftsjournalistischen Zugriffe würde sich dann schon irgendwie in reichweitenstärkeren Formaten bemerkbar machen.

No CONTRA argument yet.

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