10.354 Unterschriften
Sammlung beendet
Petition richtet sich an: Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von SRG und SRF sowie die verantwortlichen Politiker:innen in der Schweiz
Offener Brief aus der Wissenschaft an SRF
Sehr geehrte Direktion der SRG, sehr geehrte Geschäftsleitung von SRF, sehr geehrte Medien- und Wissenschaftspolitiker:innen
Mit grosser Besorgnis haben wir zur Kenntnis genommen, dass SRF im Bereich des Wissenschaftsjournalismus markante Einsparungen machen will. Die Fachredaktion soll verkleinert werden und eines der wenigen verbliebenen Formate für fundierten Wissenschaftsjournalismus verschwinden, um sich dem angeblichen Nutzungsverhalten des Publikums anzupassen. Wir sind uns bewusst, dass die SRG neuen Medienkonsumgewohnheiten und politischen Rahmenbedingungen Rechnung tragen muss. Doch Klicks und Reichweite sind nicht gleichbedeutend mit Relevanz. In Zeiten grassierender Falschinformationen müsste Wissenschaftsjournalismus gestärkt, auf keinen Fall darf er geschwächt werden.
Begründung
- Wissenschaftsjournalismus ist wichtiger denn je. Unsere Welt wird komplexer: Technologische Innovationen und künstliche Intelligenz, Neuerungen in Medizin und Gesundheitsversorgung, die Alterung der Gesellschaft oder der Klimawandel beeinflussen unser tägliches Leben. Ohne unabhängigen, kritischen und fundierten Wissenschaftsjournalismus fehlt die notwendige Einordnung der rasanten Entwicklungen in Gesellschaft, Wissenschaft und Technik. Komplexität zu reduzieren und damit allgemein verständlich zu machen, braucht Zeit, Ressourcen und Fachwissen. Dies können nur kompetente Wissenschaftsjournalist:innen leisten.
- Wissenschaftsjournalismus ist eine Kernaufgabe des Service Public. Radio und Fernsehen haben laut Verfassung zur Bildung und zur freien Meinungsbildung beizutragen. Ein essenzieller Pfeiler dieses Dienstes an der Gesellschaft ist eine kompetente Einordung und kritische Überprüfung der Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung. In einer Zeit, in der private Medienhäuser in der Schweiz ihre Berichterstattung über wissenschaftliche Themen reduzieren, trägt SRF eine besondere Verantwortung: Nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann gewährleisten, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht aus ökonomischen Gründen aus der Berichterstattung verschwinden.
- Wissenschaftsjournalismus ist essenziell für eine funktionierende Demokratie – gerade in der direktdemokratischen Schweiz. Die Schwächung qualitativ hochstehender Wissenschafts-Berichterstattung schafft Raum für Falschinformationen, Verschwörungstheorien und letztlich eine weitere Polarisierung der Gesellschaft. Gesichertes Wissen muss verständlich und kritisch aufbereitet und vielen Menschen zugänglich gemacht werden – nur so kann eine gemeinsame Basis für faktenbasierte Debatten und politische Entscheidungen entstehen. Das Vermitteln von komplexen wissenschaftlichen Themen ist eine Stärke von SRF, die es zu erhalten gilt.
Beim Wissenschaftsjournalismus zu sparen, ist am falschen Ort gespart. Wir bitten Sie, die eigenen journalistischen Stärken wie eine vertiefte Berichterstattung über Wissenschaft, Forschung und Technologie nicht preiszugeben und auf Ihren Entscheid, in diesem Bereich schmerzhafte Einsparungen vorzunehmen, nochmals zurückzukommen.
Die Erstunterzeichnenden (in alphabetischer Reihenfolge)
Prof. Dr. Martin Ackermann, Eawag, ETH Zürich, EPFL
Prof. em. Dr. Kathrin Altwegg, Universität Bern
Prof. Dr. Sebastian Bonhoeffer, ETH Zürich, Collegium Helveticum
Prof. em. Dr. Gerd Folkers, ETH Zürich
Prof. Dr. Matthias Egger, Universität Bern
Prof. Dr. Caspar Hirschi, Universität St. Gallen
Prof. Dr. Emma Hodcroft, Universität Basel, Swiss TPH
Prof. Dr. Karin Ingold, Universität Bern
Prof. em. Dr. Otfried Jarren, Universität Zürich
Prof. Dr. Oskar Jenni, Universität Zürich
Prof. Dr. Reto Knutti, ETH Zürich
Prof. Dr. Katharina Lobinger, USI
Prof. Dr. Alexander Mathis, EPFL
Prof. Dr. Mackenzie Mathis, EPFL
Prof. Dr. Didier Queloz, University of Cambridge, ETH Zürich
Prof. Dr. Mike S. Schäfer, Universität Zürich
Prof. Dr. Sonia I. Seneviratne, ETH Zürich
Prof. Dr. Roland Siegwart, ETH Zürich
Prof. Dr. Tanja Stadler, ETH Zürich
Prof. em Dr. Thomas Stocker, Universität Bern
Für Rückfragen kontaktieren Sie bitte entweder Reto Knutti (reto.knutti@env.ethz.ch) oder Mike Schäfer (m.schaefer@ikmz.uzh.ch).
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Angaben zur Petition
Petition gestartet:
10.02.2025
Petition endet:
12.03.2025
Region:
Schweiz
Kategorie:
Medien
Diese Petition wurde in folgende Sprachen übersetzt
Neuigkeiten
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Herzlichen Dank für die überwältigende Resonanz auf unsere Petition! Mit mehr als 10.000 Unterschriften haben wir nicht gerechnet. Die breite Unterstützung zeigt das Ausmass der Besorgnis vieler wissenschaftsaffiner Menschen über die Einschnitte im Wissenschaftsjournalismus beim SRF.
Diese Besorgnis haben wir am 10. März 2025 bei SRF vorgebracht: Als Reaktion auf die Petition hat uns SRF zu einem Gespräch eingeladen. Das Gespräch fand zwischen SRF-Direktorin Nathalie Wappler, Mitgliedern der Geschäftsleitung, des Programmbereichs und den verantwortlichen Redaktor:innen sowie einer Delegation der Unterzeichnenden der Petition statt (Ottfried Jarren, UZH; Reto Knutti, ETH Zürich; Mike S. Schäfer, UZH, Franziska Schmid, ETH Zürich).
Wir... weiter -
Änderungen an der Petition
vor 7 Tagen -
Änderungen an der Petition
am 21.02.2025
Debatte
Es ist eine Binse, dass Wissenschaftsjournalismus unverzichtbar ist. Es ist eine Frage des Organisierens, wie die wissenschaftsjournalistische Perspektive das Publikum dort erreicht, wo es ist. Bevor nicht klar ist, wie das bei SRF innovativ gelingen soll, ist es unklug, den Ort der wissenschaftsjournalistischen Beobachtung und Reflexion in der Hoffnung abzubauen, die wissenschaftsjournalistischen Zugriffe würde sich dann schon irgendwie in reichweitenstärkeren Formaten bemerkbar machen.
Noch kein CONTRA Argument.