08.07.2018, 01:53
**Bern, 5. Juli 2018. Über 50 Personen haben heute gegen die städtischen Hochwasserschutzmassnahmen im Altenberg Einsprache erhoben. Die geplanten Bauten gegen ein mögliches Jahrhunderthochwasser sind ihrer Meinung nach unnötig und viel zu teuer. Gegen die Projektpläne im Altenberg wurde heute auch eine Petition lanciert.**
Die Aarehochwasser in den Jahren 1999 und 2005 sind vielen noch präsent: Häuser metertief im Wasser und überflutete Gassen in der Matte prägten das mediale Bild. In der Folge ergriffen Stadt und Kanton Bern Hochwasserschutzmassnahmen um die Quartiere an der Aare zu schützen.
**Keine Mauer im Altenberg**
Was vergessen ging: Der Altenberg war nur am Rande vom Hochwasser betroffen. Das Hauptproblem hier im Quartier war das Grundwasser und nicht die Fluten der Aare. Auch die Schäden hielten sich in Grenzen.
«Unser Haus liegt an der Aare und hat die letzten Hochwasser auch ohne Mauer schadlos überstanden», wehren sich die BewohnerInnen des Stürlerhauses gegen die vorgesehenen Massnahmen.
45 Personen haben sich an einer Sammeleinsprache beteiligt, verschiedene Quartierbewohner haben Einzeleinsprachen eingereicht.
Pia Stuckis Familie lebt seit Generationen im Quartier. Auch sie hat kein Verständnis für das Projekt: «Die überdimensionierte Verbauung ist eine Luxuslösung und ein massiver Eingriff in die Natur und Lebensqualität.» Die Bäume am Uferweg sollen dem Projekt weichen und die stark frequentierte Bademeile während Jahren zur Baustelle werden. Was in der Matte und anderen Aarequartieren unabdingbar sein mag, gehört im Altenberg gestrichen. «Aareschutz mit Augenmass», sagt Hans Jürg Klopfstein, Präsident des Altenberg-Rabbental-Leistes. «Die verschiedenen Einsprachen aus dem Quartier müssen ernst genommen werden.»
**Schwimmen im Kanal – Nein danke!**
Auch das Schwimmen in der Aare wird durch den Hochwasserschutz stark beeinträchtigt.
Seit 2018 gehört das Aareschwimmen zum Inventar der lebendigen Traditionen in der Schweiz. Kommt der Hochwasserschutz im Altenberg in dieser Form zu Stande, wird das Schwimmen in der Aare auf diesem Abschnitt gefährlich. Durch die geplante Absenkung des Uferweges und die vorgesehenen Betonstufen steigt die Verletzungsgefahr für Schwimmende massiv an. «Schwimmen im Kanal und aufgerissene Beine – Ist das der neue Slogan von Bern-Tourismus?» frotzelt der langjährige Altenbergler und Aareschwimmer Dieter Fahrer. Die Strömungsverhältnisse sind schwierig vorherzusehen. Hinzu kommt, dass ein abgesenkter Uferweg in der geplanten Form regelmässig überflutet wird und gesperrt werden muss. Die Überflutung führt zudem zu kostspieligen Unterhalts-und Reinigungsarbeiten.
Auch die Wasserfahrer haben Mühe mit den Hochwasserschutzplänen der Stadt. Der Präsident des Aare Club Matte Bern, Martin Seiler moniert: «Wenn das so kommt, können wir diesen Abschnitt als Trainings-und Wettkampfstrecke wohl vergessen. Unsere Bedenken wurden im Mitwirkungsbericht nicht berücksichtigt.»
Schade um eine weitere Berner Tradition.
**Petition lanciert**
Die Hochwasserschutzmassnahmen im Altenberg zielen an den Bedürfnissen der Berner Bevölkerung vorbei. «Die Stadt behauptet, es sei eine Hochwasserschutzmassnahme, aber tatsächlich ist es Teil eines städtebaulichen Gesamtkonzepts. Im Wasserbauplan steht, das Projekt Hochwasserschutz solle einen Beitrag leisten zur emotionalen und intellektuellen Bewältigung unserer Gegenwartsprobleme. Das ist lächerlich!», sagt Anwohnerin Angela Mattli.
Gegen die Hochwasserschutzpläne im Altenberg wurde heute eine Petition lanciert. Sie liegt ab sofort im Quartier oder kann hier runtergeladen werden. Darin wird der Gemeinderat aufgefordert, sich ernsthaft mit den Anliegen der Quartierbevölkerung auseinanderzusetzen und mit ihr Alternativen zu erarbeiten.