12/15/2019, 20:29
Die Industrieländerorganisation kritisiert die Rentenpolitik der Bundesregierung als völlig unzureichend. Selbst wer sein ganzes Leben Vollzeit arbeitet, beziehe in Deutschland deutlicher weniger als im OECD-Durchschnitt.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht erheblichen Reformbedarf im deutschen Rentensystem. Nachbesserungen sind nach der jüngsten Fortschreibung der Studie „Renten auf einen Blick“ vor allem bei der Alterssicherung sogenannter atypisch Beschäftigter notwendig, also von Selbständigen, Angestellten in Teilzeit oder mit befristeten Verträgen. Wegen der schnellen Alterung der Bevölkerung sieht die OECD außerdem die finanzielle Tragfähigkeit des deutschen Rentensystems unter Druck.
„Nach derzeitiger Gesetzeslage würden die öffentlichen Rentenausgaben gemäß EU-Prognosen von heute etwa 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 12,5 Prozent im Jahr 2060 steigen, obwohl das Rentenniveau aufgrund des Nachhaltigkeitsfaktors um 10 Prozent sinkt.“ Erwerbstätige in atypischen Beschäftigungsverhältnissen hätten schlechte Rentenaussichten, heißt es in der neuen Ausgabe der Studie „Renten auf einen Blick“, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
In Zukunft könnten mehr Menschen von Altersarmut bedroht sein, besonders Alleinerziehende, Selbständige und Plattformarbeiter, also beispielsweise Dienstleister in der Paketbranche. Besonders hoch sei das Risiko für Frauen in Deutschland. Ein überdurchschnittliches Lohngefälle und der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigung führten dazu, dass Rentenansprüche von Frauen voraussichtlich weiterhin hinter denen von Männern zurückblieben. Die OECD dringt derweil vor allem auf eine bessere Absicherung für Selbständige, wie dies auch in der Koalitionsvereinbarung von 2018 vorgesehen ist.
Quelle: Frankfurter Allgemeine
Aktualisiert am 27.11.2019
www.faz.net/aktuell/wirtschaft/altersarmut-in-deutschland-oecd-verreisst-deutsches-rentensystem-16506296.html